Autor*innen-Kreis

Im November 2015 fing alles an mit dem Autor*innen-Kreis. Ich gab ein Seminar zum Thema Logline & Kurzpitch. Damals war ich noch angestellt bei einer frankfurter Filmproduktion und dort unter anderem für das Eingangslektorat zuständig.
Die Teilnehmerzahl des Seminars war übersichtlich. Die Stimmung schnell freundschaftlich und sehr konstruktiv. Und nach dem Seminar stand die Frage im Raum: Was nun?

Die Teilnehmer buchten mich als Gruppe privat und so fanden regelmäßig Autorenkreis-Treffen statt, in denen wir die Texte der Teilnehmer gemeinsam besprachen.
Über die nächsten Monate wuchs die Gruppe immer mehr zusammen und in mir der Wunsch, auch als Autorin und nicht nur als Mentorin ein Teil davon zu sein. So wurden bald auch meine Texte in der Gruppe besprochen.

Die Zusammensetzung des Autor*innen-Kreis änderte sich noch ein paar Mal. Mal kam jemand dazu, mal stieg jemand aus. Für mich wurde es nach ein paar Jahren zäh. Einige der Autor*innen kamen einfach nicht zu Potte. Sie produzierten keine Texte, nahmen aber immer mehr Raum bei den Treffen ein.
Schließlich entschloss ich mich dazu, auszusteigen. Von der ursprünglichen Crew war nur noch eine Autorin übrig, Meike, und sie war auch die einzige, von der mir der Abschied schwer fiel.
Als ich der Gruppe sagte, dass ich nicht mehr weitermachen würde, sah sie mich über den Tisch hinweg an, als wollte sie mir den Hals umdrehen.
Hinterher begleitete ich sie zu ihrem Auto und sie sagte mir direkt, wie sauer und enttäuscht sie war, dass ich sie so im Stich ließ. Der Autor*innen-Kreis bedeutete ihr viel und sie wollte damit weitermachen. Aber nicht mit den anderen und nicht ohne mich. Und ich sagte ihr, dass es mir genauso ging.

Seit einigen Jahren sind Meike und ich nun unser eigener Autor*innen-Kreis. Nur noch wir beide. Wir treffen uns noch immer regelmäßig und haben beide schon mehrere Schreibprojekte beendet, wenn auch noch keines davon veröffentlicht.

Jemanden zu haben, der neben einem geht, wenn man ein Marathon-Projekt wie einen Roman bewältigen will, ist für mich eine große Hilfe. Ich weiß, dass Meike auf meine Texte wartet. Wenn ich in nichts anderem Motivation finde, zu schreiben, dann doch immer darin, dass Meike einen Text von mir erwartet. Es tut gut, sich mit jemandem auszutauschen. Wenn es gerade mal nicht gut läuft, aber auch, wenn es gerade besonders gut läuft.

Fast acht Jahre ist es her, dass wir den Autor*innen-Kreis gegründet haben. In diesen acht Jahren haben wir viel ausprobiert, um zu dem gemeinsamen Prozess zu kommen, den wir nun haben, in dem wir uns gegenseitig motivieren und – wenn es sein muss – stützen. Und in dem wir immer wieder unsere gemeinsamen Erfolge feiern.

Jemandem, der im Begriff ist, einen eigenen Autorenkreis auf die Beine zu stellen, rate ich:

  • Suche dir Leute, mit denen du auf einer Wellenlänge bist. Es geht nicht nur darum, sich gut zu verstehen. Genauso wichtig ist es, Mensch zu finden, von denen du gerne Kritik annimmst und die Kritik selbst gut aushalten. Idealerweise haben alle im Kreis Interesse an den Genres in denen die anderen schreiben. Denn immerhin müsst ihr die Text des anderen immer wieder lesen.
  • Legt klare Regeln fest. Es kann eine Weile dauern, bis man sich als Gruppe eingegrooved hat. Sei es der Abstand zwischen den Treffen (oder Zoom-Calls), die Uhrzeit oder die Art der Kritik. Bei uns gilt: Treffen finden alle 4-5 Wochen statt, immer an einem Sonntag, am Freitag vorher ist der Text fällig, der besprochen werden soll. Und besonders wichtig: Ein Projekt, das nicht schriftlich vorliegt, wird nicht besprochen.
  • Feiert eure Erfolge. Der Abschluss eines Projekts sollte immer gefeiert werden. Aber auch Zwischenziele, wie die erste Fassung oder die Lösung für ein großes Plot-Problem. Feiert euch gegenseitig, feiert euch aber auch selbst.
  • Habt Spaß. Ein Autorenkreis soll zwar für einen gewissen Druck sorgen und zum Schreiben motivieren. Doch der Spaß sollte dabei nicht auf der Strecke bleiben. Also denkt mal darüber nach, ob ihr euch nicht auch mal zum Autorinnen-Sommerfest (oder wie Meike und ich einmal im Jahr zum inzwischen traditionellen Vor-Weihnachts-Raclette) trefft. Oder gemeinsam ein Schreib-Wochenende in einem netten B&B macht.