Jede*r nur ein Genre

Vor einiger Zeit habe ich einen Online-Marketing-Kurs für Autor*innen besucht, der sich intensiv mit der Notwendigkeit einer eigenen Webseite, einem E-Mail-Verteiler, regelmäßiger Social-Media-Präsenz und einer langfristigen Autorenstrategie beschäftigte. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie war die Empfehlung (oder eher die Anweisung), sich als Autor*in auf ein bestimmtes Genre festzulegen.

Thriller, Liebesromane, Fantasy – jede*r solle sich auf nur ein Genre beschränken. Das höchste der Gefühle schien die Kombination von Jugendbuch und einem weiteren Genre zu sein, aber mehrere Genres sollten tunlichst vermieden werden.

Bei einem Blick auf die Social-Media-Landschaft bestätigte sich dieser Grundsatz. Die Autor*innen, denen ich folge, scheinen sich strikt an die “jede*r nur ein Genre”-Regel zu halten.

Vom reinen Marketingstandpunkt aus betrachtet macht dies durchaus Sinn. Wenn man erst einmal als Spezialist*in für Krimis bekannt ist, werden die Leser*innen eher zum neuen Roman greifen, weil sie bereits wissen, was sie erwartet.

Jedoch stößt mir als Autorin – wenn ich mal beiseite lasse, dass ich meine Bücher auch vermarkten sollte – diese Regel unangenehm auf. Ich interessiere mich nicht nur für ein Genre.

Genauso wenig wie ich nur ein Genre lese, möchte ich mich auch nicht darauf beschränken, nur in einem Genre zu schreiben. Manche Geschichten lassen sich besser in einem Fantasy-Setting erzählen, andere wiederum eignen sich besser als Thriller, und manchmal ist es am besten, sie als Kinderbuch zu verpacken.

Muss ich mich also einschränken? Das Schöne an der Schreiberei ist doch gerade, dass man jeden Tag in einer anderen Welt verschwinden kann.